
Wenn Therapeut und IT-Expertin über Dating-Apps philosophieren – mit Stäbchen in der Handin
„Die Ente ist perfekt – süß, sauer und super verarbeitet, genau wie Dating-Profile!“ Marion Andrea Müllerschön grinst und hebt ihre Gabel. Wir sitzen im Asia-Wok Imbiss in Bad Cannstatt, vor uns dampft Ente süßsauer mit Reis. Vor uns liegt auch die große Frage unserer Zeit: Funktioniert Liebe per Swipe noch, oder sind Dating-Apps nur noch digitale Geldautomaten?
Marion ist IT-Expertin und CEO einer KI-Entwicklungsfirma – sie weiß, wie Algorithmen ticken. Ich bin Paar- und Sexualtherapeut – ich weiß, wie Herzen ticken. Und nebenbei? Bin ich selbst Single und nutze auch eine Dating-App. Therapeut UND Betroffener – eine explosive Mischung für Restaurant-Gespräche.
„Kein TCP/IP kann echte Verbindung ersetzen“
„Weißt du was mich nervt?“ Marion stochert in ihrer Ente herum. „Diese Apps versprechen dir den perfekten Match, aber eigentlich sind sie wie Spielautomaten mit Herzchen-Symbolen.“
Ich nicke – als Therapeut UND als App-Nutzer: „In meiner Praxis höre ich täglich: ‚Ich swipe und swipe, aber finde niemanden.‘ Und ehrlich? Abends auf der Couch swipe ich manchmal genauso ratlos durch Profile. Die professionelle und die persönliche Sicht verschmelzen.“
„Genau!“ Marion lacht. „Als Entwicklerin sage ich dir: Die Algorithmen maximieren Engagement, nicht Glück. Jan Böhmermann hat das im ZDF Magazin Royale perfekt gesagt: ‚Wer liebt, muss zahlen.‘ Super-Likes, Premium-Features – Liebe wird zur In-App-Purchase.“
Die Ente spricht Bände
Während wir kauen, wird mir klar: Diese Ente ist die perfekte Metapher. Ursprünglich ein komplexer, lebendiger Vogel – jetzt in mundgerechte, süß-saure Häppchen verwandelt und super verarbeitet. Servierfertig optimiert. Genauso machen es Dating-Apps mit uns: Aus vielschichtigen Menschen werden fünf Fotos und drei Zeilen Bio.
„Stell dir vor,“ sage ich zu Marion, „jemand würde dich auf ‚CEO, mag Algorithmus und Sushi‘ reduzieren.“
„Und dich auf ‚Therapeut, hilft Paaren, wahrscheinlich gut im Zuhören – und Single,'“ kontert sie grinsend. „Kein Profil zeigt, dass der Beziehungsexperte selbst auf der Suche ist und wir hier zusammen über Enten philosophieren und uns dabei kaputtlachen.“
Touché. Manchmal ist die Ironie des Lebens süß, sauer und super verarbeitet.
„Wir sind der lebende Beweis: Analog funktioniert.“
„Kennst du eigentlich noch unsere erste Begegnung?“, frage ich Marion zwischen zwei Bissen.
Sie lacht: „Rotes Kreuz, Sanitätsdienst. Du mit Rettungsrucksack, ich mit Sauerstoff-Koffer. Kein Swipe, kein ‚Was machst du beruflich?‘ als Opener. Einfach Menschen, die anderen helfen wollen.“
„Und jetzt sitzen wir hier,“ ergänze ich, „diskutieren über süßsaure Enten und die Absurditäten des modernen Datings. Echte Freundschaft – ungefiltert, analog, authentisch.“
Marion nickt: „Kein Icebreaker-Bot hätte je geschrieben: ‚Hey, wollen wir nach dem Sanitätsdienst Ente essen und über Dating-Apps philosophieren?'“
Von der Ente zum Eis zur Arena
Nach unserem Restaurant-Philosophie-Marathon geht’s weiter: Erst zum besten Eis bei Eiscafe Italia in der Stadt (wissenschaftlich mit Löffel verifiziert), dann in die MHP Arena zum Sanitätsdienst beim VFB. Freundschaft in Aktion – von der Diskussion zur Tat, vom Gedankenaustausch zur gemeinsamen Mission.
„Siehst du,“ sage ich zu Marion, während wir unsere Sanitäter-Rucksäcke schultern, „genau hier entstehen echte Verbindungen. Nicht beim endlosen Swipen, sondern beim gemeinsamen Erleben.“
Unser Fazit zwischen Bits und Herzen
„Apps können ein Anfang sein,“ resümiert Marion beim letzten Löffel Eis, „aber echte Verbindungen entstehen offline.“
„Genau,“ stimme ich zu. „In meiner Praxis sage ich oft: Swipe ruhig weiter, aber vergiss nicht, auch mal den Kopf zu heben. Die beste Verbindung wartet vielleicht nicht hinter dem nächsten Profil, sondern am Nachbartisch.“
Marion grinst: „Oder beim Sanitätsdienst. Oder beim Diskutieren über süßsaure Enten.“
So einfach ist das: Dating-Apps sind wie Ente süßsauer – können lecker sein, aber ersetzen nicht das Original. Süß, sauer und super verarbeitet. Echte Verbindungen brauchen echte Begegnungen. Und manchmal die beste Freundin, die einem dabei hilft, das herauszufinden.