
„Ich war doch nur gesellig…“ – Kennen Sie das? Im Job sind Sie der Profi, mit Freunden der Kumpel, zuhause der entspannte Partner. Jeder von uns hat verschiedene Gesichter. Aber was passiert, wenn Alkohol das einzige wird, was diese Gesichter miteinander verbindet?
Thomas‘ Geschichte: Wenn jedes Gesicht sein eigenes Bier braucht
Thomas, 42, verkauft Versicherungen im Raum Stuttgart. Ein sympathischer Typ, der seinen Job liebt. Aber Thomas hat ein Problem: Er braucht für jede Situation eine andere Version von sich selbst – und die funktioniert nur mit Alkohol.
Mit 16 war er ohne Bier der schüchterne Junge, mit Bier der beliebte Kumpel. Als Student half Alkohol beim Kontakte knüpfen. Im Berufsleben entdeckte er: Ein Gläschen Wein lockert Kundengespräche auf, Bier hilft beim Networken. Zu Hause war Wein der einfachste Weg, unangenehme Gespräche zu vermeiden.
Thomas merkte nicht, wie abhängig er von diesem System wurde. Der kompetente Berater brauchte mittags einen Drink, um zum lockeren Gastgeber zu werden. Der gestresste Ehemann brauchte sein Feierabendbier für den Wechsel zum entspannten Familienmensch.
Nach einem Geschäftsabschluss rutschte er wieder in seine „Ich-feiere-mit-dem-Team“-Version. Drei Bier später: 1,4 Promille, Führerschein weg, MPU angeordnet.
Die harten Fakten
Bei 1,4 Promille gibt es keine Diskussion. Ab 1,1 Promille ist es Straftat, ab 1,6 Promille kommt die MPU automatisch. Thomas musste 12 Monate beweisen, dass er keinen Alkohol trinkt.
Solche Promillewerte entstehen nicht durch „mal eben ein Bier“, sondern wenn verschiedene Lebensbereiche mit ihren Trinkgewohnheiten aufeinandertreffen.
Die Waiblinger Waschstraßen-Methode: Verstehen, wer Sie wirklich sind
In meiner MPU-Vorbereitung schauen wir nicht nur Standardantworten durch. Wir verstehen, welche verschiedenen „Versionen“ von Ihnen es gibt und wie Alkohol dabei ins Spiel kam.
Jeder hat verschiedene Gesichter – das ist normal. Im Job professionell, mit Freunden locker, in der Familie fürsorglich. Das Problem: Wenn Sie für jeden Wechsel Alkohol brauchen.
Bei Thomas war der „Fachmann“ nur mit Alkohol zum „geselligen Thomas“ geworden. Der „gestresste Thomas“ brauchte Bier für den Wechsel zum „entspannten Thomas“. Was mal praktisch war, wurde zur Gefangenschaft.
In der MPU-Vorbereitung klären wir: Welche Versionen von Ihnen gibt es? Wo brauchen Sie Alkohol für den Wechsel? Wie können Sie authentisch bleiben, ohne dass jede Situation ein anderes „Kostüm“ braucht?
Von vielen Gesichtern zu einer echten Persönlichkeit
Das Ziel ist nicht, nur noch ein Gesicht zu haben. Das Ziel ist Flexibilität ohne Hilfsmittel.
Thomas lernte: Er kann auch ohne Alkohol kompetent UND warmherzig sein. Gestresst UND trotzdem kommunikativ. Er muss nicht für jeden eine komplett andere Person werden.
Statt automatisch zur Flasche zu greifen, entwickelte Thomas echte Flexibilität. Er blieb immer er selbst – mal lockerer, mal angespannter, aber immer authentisch.
Der MPU-Tag: Ehrlichkeit statt Theater
Nach 12 Monaten ohne Alkohol und intensiver Vorbereitung war Thomas bereit.
Gutachter: „Wie kam es zu Ihrem problematischen Alkoholkonsum?“
Thomas: „Ehrlich gesagt war mir lange nicht klar, dass da ein Problem entstanden ist. Als Student war trinken normal. Im Job mit Kunden ein Bier, beim Geschäftsessen Wein – gehört dazu, dachte ich. Zuhause nach Stress erstmal einen zur Entspannung. Irgendwann brauchte ich für jeden Lebensbereich eine andere Version von mir – und die funktionierte nur mit Alkohol.“
Gutachter: „Was hat sich durch die Abstinenz verändert?“
Thomas: „Erstmal war es ein Schock – wer bin ich ohne Alkohol? Aber dann merkte ich: Ich kann auch nüchtern witzig sein, auch ohne Wein mit meiner Frau reden. Klar bin ich manchmal gestresst – das gehört dazu. Ich muss nicht für jeden eine andere Person sein. Ich bin einfach ich, mal lockerer, mal angespannter. Das klappt auch ohne Alkohol.“
Ergebnis: Thomas bestand seine MPU und hatte gelernt, wer er wirklich ist.
Der Unterschied
Normale MPU-Vorbereitung: Antworten lernen, hoffen. Waiblinger Waschstraßen-Methode: Verstehen, wie Sie ticken. Herausfinden, welche Seiten Sie haben und wie Sie diese ohne Alkohol leben können.
Menschen wie Thomas entwickeln über Jahre komplizierte Systeme mit verschiedenen Versionen ihrer selbst, verbunden durch Alkohol. Ohne dieses System zu durchschauen, bleibt Veränderung oberflächlich.
Ihre Chance: Sich selbst neu entdecken
Eine MPU ist nervig und teuer. Aber auch eine riesige Chance herauszufinden, wer Sie wirklich sind, ohne ständig verschiedene Rollen zu spielen.
In meiner Praxis bekommen Sie keine Standardantworten. Wir schauen gemeinsam, welche Gesichter Sie haben und wie Sie diese ohne Alkohol authentisch leben können.
„Manchmal leitet uns das Leben auf Wege, die wir nie gewählt hätten – und genau diese bieten oft die größte Chance für Veränderung.“