In einem mittelständischen Unternehmen begeht ein Mitarbeiter auf dramatisch Weise einen Suizid. Der Mann wird durch Arbeitskollegen entdeckt und versorgt, bis endgültig klar ist, dass er verstorben ist. Einsatzkräfte Polizei, Kripo, Rettungsdienst, Feuerwehr etc. kommen zur Hilfe und der Vorfall wird untersucht.
Die übrige Belegschaft des Unternehmens steht hilflos daneben. Es entwickeln sich Unverständnis und Belastungsreaktionen. Das Unternehmen will die eigenen Mitarbeiter*innen nun unterstützen und Ihnen Angebote machen, das Geschehene richtig einzuordnen, zu verarbeiten und die volle Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen.
Zunächst wird der Betrieb für einige Tage geschlossen und Seelsorge / Therapie für die Mitarbeiter*innen organisiert. In diesem Zusammenhang bekam Coaching Keck den Auftrag mit den Mitarbeiter*innen in Einzel- und Gruppensitzungen zu arbeiten.
Wenn es zu einem solchen Vorfall in einem Betrieb kommt, können die Arbeitskollegen*innen dieses Geschehen meist nicht verstehen. Sie stehen sprachlos da, werden überwältigt von ihrer Trauer. Fragen hängen im Raum wie:
Es war doch ein so guter Kollege, es waren keine Anzeichen für Suizidalität zu erkennen. Wir haben mit ihm Kaffee getrunken, bei ihm konnte ich persönliche Dinge aussprechen, er war der Fußballtrainer meiner Kinder. Warum hat er es getan? Warum hat er es im Betrieb gemacht?
Manche der Kolleg*innen kommen zu ersten Mal in ihrem Leben mit dem Thema Suizid in Berührung. Vielleicht entstehen auch erstmals Fragen in ihnen über den Tod. Andere werden an eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit mit Tod oder Suizid im näheren Umfeld erinnert. Gedanken von damals steigen wieder auf.
All diese Menschen galt es in ihrer Trauer, ihren Fragen und Erinnerungen abzuholen. Viele nahmen das Angebot dankend an, suchten selbst den Kontakt und das Gespräch. Andere blieben bei sich und versuchten das Geschehene ohne fremde Hilfe zu verarbeiten.
Wenn Menschen mit einem schweren Verlust konfrontiert werden, durchlaufen sie verschiedene Phasen der Trauer. Besonders bedeutsam sind diese Phasen sind in Situationen, in denen Menschen den Tod einer nahestehenden Person zu verarbeiten haben. Ein bewusstes Erleben dieser Phasen ermöglicht es, die Trauer nach und nach zu durchleben, nach gegebener Zeit den Trauerprozess abzuschließen und sich dabei die psychische, seelische und auch körperliche Gesundheit zu erhalten.
Die Trauerphasen
Die Psychologin Elisabeth Kübler-Ross entwickelte ein Modell dieser Trauerphasen. Das Modell besteht aus fünf klar definierten Stufen:
1. Verweigerung
In der ersten Phase der Trauer versuchen die Betroffenen, die Realität des Verlustes zu leugnen oder zu ignorieren. Diese Abwehrhaltung dient dazu, das emotionale Wohlbefinden zu schützen und sich vor der intensiven Belastung zu bewahren, die der Verlust mit sich bringt. Es ist ein natürlicher Mechanismus, der hilft, die schockierenden Nachrichten zunächst zu verarbeiten.
2. Zorn
Die zweite Phase ist durch starke Wut gekennzeichnet. Diese Wut kann sich gegen verschiedene Personen, Institutionen oder auch gegen Gott richten. Die Betroffenen suchen nach einem Schuldigen und haben das Bedürfnis, jemanden oder etwas für ihren Schmerz verantwortlich zu machen. Diese Phase ist ein Ausdruck des inneren Aufbegehrens gegen das, was geschehen ist.
3. Verhandlung
In der dritten Phase versuchen die Trauernden, durch Verhandlungen das Unvermeidliche zu beeinflussen. Dies kann durch das Versprechen von Veränderungen, Gebeten oder anderen Formen des Verhandelns geschehen. Es ist ein Versuch, seine Kontrolle zurückzugewinnen und das schicksalhafte Ereignis doch noch abzuwenden oder zu verzögern.
4. Depression
Die vierte Phase ist geprägt von tiefer Traurigkeit und Depression. Die Realität des Verlustes wird anerkannt, und die Betroffenen fühlen sich überwältigt von einem Gefühl der Machtlosigkeit. Diese Phase ist oft von Rückzug und intensiver Trauer gekennzeichnet, da der Versuch, die Situation zu ändern, aufgegeben wird.
5. Annahme
In der letzten Phase erreichen die Trauernden einen Zustand der Akzeptanz. Obwohl die Trauer weiterhin Teil ihres Lebens bleibt, beginnen sie, die Realität des Verlustes zu akzeptieren und einen Weg zu finden, damit zu leben. Es entsteht ein neutralerer Gemütszustand, und die Betroffenen können wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Sie versuchen, aus der Situation positive Konsequenzen zu ziehen und das Erlebte zu integrieren.
Fazit
In Situationen in denen Personen einen Suizid begehen, entsteht großes Unverständnis, Unruhe, Wut etc. Für die Hinterbliebenen und Arbeitskolleg*innen sind der Entschluss und die Tat des/der ehemaligen Arbeitskollegen*in meist nicht nachvollziehbar. Dies kann an fehlenden Informationen zur Person und Tat liegen oder auch daran, dass Hinterbliebene die eigenen Gefühle, Angst, Schuld…, verdrängen und nicht wahrnehmen wollen.
Gerade in einer solchen Situation besteht die Gefahr, dass aufgrund von fehlender Erfahrung und Wissen, die 5 Trauerphasen eher unbewusst durchlaufen werden und die psychische, seelische oder körperliche Gesundheit oder Leistungsfähigkeit darunter leiden. Wird die Möglichkeit zur Verarbeitung der Geschehnisse nicht oder nicht richtig gegeben, kann die Trauer verschleppt werden und zu eigenen psychischen Problemen oder sogar zur eigenen Suizidalität führen. Daher ist es sinnvoll, wie in dem beschriebenen Fall, fachliche Unterstützung zur Verarbeitung zu bieten.
Für solche oder ähnliche Fälle bietet Coaching Keck ein umfangreiches Angebot zur Trauerverarbeitung, psychologischen Begleitung und Trauma-Therapie (HpG).